Lexikon

Vitalpilze

Vor dem Verzehr von Fliegenpilz und Knollenblätterpilz haben uns schon unsere Eltern gewarnt, denn schließlich haben Pilze immer zwei Seiten: Auf der einen Seite können sie Leben retten, auf der anderen Seite bringen sie den Tod. Pilze sind die heimlichen Herrscher unserer Welt.

Unbewusst verwenden wir ständig Pilze, ohne sie wäre unser Nahrungsangebot deutlich eingeschränkt. Für Bier, Brot und Pizza werden Pilze benötigt. In der Käseproduktion kommen andere Schimmelarten zum Einsatz, welche aus einfacher Milch eine edle Delikatesse herstellen, Penicillium roqueforti sorgt für ein unverwechselbares Aroma und typisches Aussehen des Edelschimmelkäses. Antibiotika oder Penicillin, ein überaus häufig eingesetztes Medikament, wird aus einem Pilz gewonnen. Und sogar Zitronenlimonade hat seinen Ursprung in Pilzen. Die verwendete Zitronensäure wird ebenfalls aus Pilzen hergestellt. Ihr Einsatzgebiet erscheint grenzenlos.
Pilze sind keine Pflanzen und keine Tiere, sie bilden biologisch gesehen ein eigenes Reich. Sie leben nie allein, sondern immer in Symbiose mit anderen Lebensformen. Der Fruchtkörper auf der Oberfläche des Bodens sichert die

Fortpflanzung der Pilze, aber das eigentliche Geheimnis findet unter der Erde statt. Die Zentrale des Pilzes ist ein Geflecht von Fäden des Mycels, seine Verzweigungen können die Größe von mehreren Fußballfeldern annehmen. Die feinsten Fäden zapfen die Wurzeln von anderen Pflanzen an und tanken so die benötigte Energie. Im Austausch geben sie Mineralien an den Wirt ab und sorgen so für ein besseres Wachstum im Wald und auch auf dem Feld.

Pilze sind raffiniert und effektiv, setzen ihre Fähigkeiten nicht wahllos ein, sondern nur bei Bedarf.

Heilpilze aus der Traditionellen Chinesischen Medizin

Heil- oder Medizinalpilze werden seit über 4000 Jahren in der traditionellen Medizin in Asien eingesetzt, der Ursprung des Wissens geht allerdings weit in die Vorzeit zurück. Das ursprüngliche Wissen über Pilzheilkunde ging bei uns schon im Mittelalter verloren. Ganz anders im fernen Osten, wo in China und Japan Pilze schon seit Langem verehrt werden. Mehrere Hundert verschiedene Pilzarten wurden in der TCM wertneutral auf Ihren Nutzen für die Menschen getestet und auch eingesetzt. Für uns im Westen wird diese Art von Heilkunde gerade neu entdeckt.

Polysaccharide sind hochmolekulare Zellwandbestandteile, die für einen Teil der heilenden Wirkung verantwortlich gemacht werden.

Beta-Glukane stimulieren verschiedene Vorgänge im Körper. Sie werden für die guten Ergebnisse bei der begleitenden Behandlung von Krebspatienten verantwortlich gemacht und können immunstimulierend, Leber schützend und entzündungshemmend sein.

Die bitteren Triterpene zählen zu einer weiteren Wirkstoffgruppe. Man glaubt, dass die Triterpene für die Herz- bzw. Kreislaufeffekte verantwortlich sind, also Bluthochdruck, hohe Cholesterin- und Blutzuckerwerte und das Verklumpen der Blutplättchen reduzieren.

Wenn gute Medizin bitter schmecken muss, dürfte der Reishi die beste Medizin der Welt sein. Er schmeckt nämlich scheußlich bitter und ist im rohen Zustand fast nicht genießbar. Der Reishi gilt als starkes Allgemein-Tonikum, er beruhigt und wird bei Schlaflosigkeit, Depressionen, Reizbarkeit, hektischem Lebensstil und Unrast angewendet, aber auch bei Migräne, Bronchialproblemen und vielem mehr. In unterschiedlicher Literatur wird er auch bei Asthma und Heuschnupfen eingesetzt. Diese Wirkungen liegen wohl zumindest teilweise in seiner physiologischen Eigenschaft begründet, das Blut dünnflüssiger zu machen und das Zusammenkleben der Blutkörperchen zu verhindern.

Kleine Geschichte am Rande:

Woher hat der Fliegenpilz seinen Namen?
Die Bauern haben früher kleine Stücke vom Fliegenpilz in Milch eingelegt und hatten damit ein gängiges Mittel gegen Fliegen